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1658 in Deutschland

Papierrolle

Wir schreiben das Jahr 1658, der große 30-jährige Krieg ist seit 10 Jahren vorbei. Vor vier Jahren hat der Magdeburger Bürgermeister Otto von Guericke sein bekanntes Experiment mit den beiden Halbkugeln vorgeführt, die er leerpumpte. Der Luftdruck presste sie so zusammen, dass selbst zwei Pferde sie nicht auseinanderziehen konnten. Der Holländer Jan Swammerdam beschreibt erstmals die roten Blutkörperchen. Im Jahre 1662 erfindet Städtler den Bleistift.

Gießen: Seit 8 Jahren befindet sich die 1607 gegründete Universität, die in den Wirren des großen Krieges nach Marburg verlegt wurde, wieder in Gießen. Bereits vor drei Jahren, am 16. November 1655, hat der Apotheker Johann Köppel aus Arnstadt in Thüringen vor den Herren Professoren der Medizinischen Fakultät eine Prüfung abgelegt, die ihn als guten erfahrenen und geübten Apotheker zeigt. Am 5. Mai 1658 legt er vor den gleichen Herren den Apothekereid ab und erhält die Genehmigung, eine Apotheke zum “Pelican auf dem Kreuz” einzurichten. Damit bestehen in dem recht kleinen Gießen drei Apotheken.

Da der Stadtapotheker schlecht arbeitet und oft nicht da ist, können der Universitätsapotheker und Köppel mit Zustimmung der Darmstädter Regierung dessen Apotheke aufkaufen und schließen. Probleme gibt es nur noch mit fahrenden Arzneihändlern.

Teil 2 der Papierrolle

Als ein Marktschreier ausgerechnet auf dem Kreuzplatz seinen Stand aufbaut und seine Wunderheilmittel anpreist, die so viel besser und billiger seien, stürzt Köppel heraus und nimmt ihm alle Sachen weg. Der Händler beschwert sich beim Stadtkommandanten, wartet aber die angeordnete Untersuchung seiner Ware nicht ab, sondern verschwindet in der Nacht. Er weiß sicher warum.

Köppel verpachtet 1681 die Pelikan-Apotheke an den Wetzlarer Apotheker Johann Christoph Pistorius für 200 Dukaten jährlich. Dieser tritt aber bereits im gleichen Jahr von dem, wie er sagt, unhaltbaren Vertrag zurück. Köppel übernimmt seine Apotheke wieder und führt sie noch weitere 10 Jahre. Da seine Kinder früh gestorben waren, verkauft er die Apotheke an David Stockhausen, den Sohn des Leihgesterner Pfarrers Johann Daniel Stockhausen, dessen Grabstein noch heute an der Leihgesterner Kirche zu sehen ist. Köppel stirbt am 2. April 1699.

Stockhausen war dreimal verheiratet, sein einziger Sohn, der die Apotheke hätte übernehmen können, starb schon im ersten Lebensjahr. Als Stockhausen 1706 stirbt, ist er demnach ohne Erben. Der Universitätsapotheker und der Apotheker der inzwischen gegründeten Hirschapotheke versuchen, einen Verkauf, und somit den Weiterbetrieb des Pelikans, zu verhindern. Dieses ist ihnen aber nicht gelungen, denn am 8. März 1708 besteht der Vetter Stockhausens, Johann Philipp Franck, seine Apothekerprüfung vor der medizinischen Fakultät. Franck scheint es aber nicht so gut ergangen zu sein wie seinen Apothekerkollegen, denn der Universitätsapotheker unterliegt nicht den städtischen Steuern und Abgaben und der Hirschapotheker ist als Schöffe begünstigt. Nur er, so beschwert er sich, habe alle bürgerlichen Lasten zu tragen. Dabei sei sein Häuschen so klein, dass er noch nicht einmal ohne Gefahr darin laborieren könne.

Altes Bild der Apotheke

1728 wird als Provisor der Pelikan-Apotheke Johann Friedrich Braun aus Kaiserslautern genannt. Demnach scheint Franck schon ohne Erben gestorben zu sein. Braun erhält am 3. März 1746 von Landgraf Ludwig eine Erneuerung seines Privilegs “des auf seiner von dem Apothecker Franck erkauften, auf dem sogenannten Kreutz daselbst gelegenen Apotheck und Behaußung”. Diese Urkunde ist noch erhalten. Brauns einzige Tochter heiratet 1763 den Arzt und späteren Medizinprofessor Christoph Ludwig Nebel. Dieser erbt nach Brauns Tod 1764 die Apotheke. Er darf sie als Arzt aber nicht führen und lässt sie daher verwalten, wohnt und praktiziert aber über den Apothekenräumen am Kreuzplatz.1792 übernimmt der Sohn Ernst Ludwig Nebel die Apotheke. Auch er ist Arzt und verpachtet daher an verschiedene Apotheker.

Altes Bild der Apotheke

Am 12. Mai 1827 erhält der Apotheker Johann Friedrich Wilhelm Mettenheimer die Erlaubnis, die gekaufte Pelikan-Apotheke zu führen. Er hat im gleichen Jahr über die “Sole von Theodorshall” promoviert und wird 1849 zum außerordentlichen Professor für Pharmazie an der Universität Gießen ernannt. Nach seinem Tod übernimmt sein Sohn Adolf Mettenheimer 1866 die Apotheke. Beide Mettenheimers werden wiederholt den anderen Apothekern als Vorbild dargestellt. 1883 verkauft Mettenheimer den Betrieb an Theodor Lommel, der ihn bis 1891 führt. Nach ihm übernimmt Walter Weiß aus Darmstadt die Apotheke. 1895 tritt dann Hermann Dornberger als Teilhaber ein und wird am 1. Januar 1898 alleiniger Besitzer. Sein ältester Sohn Max übernimmt 1941 die Apotheke. Als sie 1944 im Krieg zerstört wird, eröffnet er im Seltersweg 47 eine Notapotheke. 1951 wird das Geschäft wieder an den Kreuzplatz zurückverlegt, die einzige Zeit, in der die Apotheke sich nicht am Kreuzplatz befindet. Von dieser Neueröffnung existieren noch etliche Bilder. Horst Dornberger übernimmt von seinem Vater und verkauft 1984 die Apotheke an Paul B. Schneider.

Im April 2004 fusionieren die Pelikan-Apotheke am Kreuzplatz und die Struwwelpeter-Apotheke unter der Führung der Pelikan-Apotheke.

Seit Mai 2004 betreut und beliefert die Pelikan-Apotheke am Kreuzplatz auch Pflegeheime und Altersheime.

Im Oktober 2005 ändert die Struwwelpeter-Apotheke ihren Namen in Pelikan-Apotheke am Marktplatz.